Sonntag, 24. Dezember 2017

24. DEZEMBER: Stille Nacht

Nun ist die Zeit des Wartens vorbei. Der Tag der Ankunft ist gekommen und die Zeit des Besinnens hält hoffentlich weiter an.  Aber worauf habe ich gewartet? Ich gebe es zu, ich habe der Adventszeit wieder die Bürde des Besonderen aufgelastet. Besonders besinnlich, besonders kreativ, besonders zwischenmenschlich, besonders tiefgründig, besonders achtsam und besonders geistlich sollte es werden in dieser Zeit. Darauf habe ich wohl gewartet. Vergebens?! Warum sollte ich es schaffen, ausgerechnet in dieser Zeit Achtsamkeit zu üben, die ich das ganze Jahr nicht schaffe? Warum sollte es mir ausgerechnet in dieser Zeit leichter fallen, auf Menschen zuzugehen, die mich herausfordern? Warum sollten ausgerechnet in der Adventszeit Menschen für mich Zeit finden, die durch das ganze restliche Jahr hetzen? Warum sollte ausgerechnet in dieser Zeit des Wartens....usw. usw. NICHTS von dem auf das ich gewartet habe wird ANKOMMEN, nur weil Advent und Weihnachten ist. Das alles wird (an)kommen wenn ich dafür bereit bin. Und das Schönste, vieles ist längst da, nur anders als erWARTET. Manchmal höre ich die göttliche Stimme in mir "Warum wartest du noch? Ich bin bei dir, schon immer!"

Ich danke euch allen für's lesen in Deutschland, USA, Schweden, Peru und Malta, für euer mit mir und meinen Gedanken mitgehen. Und ich danke den vielen von euch, die mir geschrieben haben, sich berührt gefühlt haben und das in ganz besonderer Form zu mir getragen haben. So seid auch ihr mir näher gekommen, in mein Herz gedrungen, habt mich berührt und zur Besinnung kommen lassen. Ich musste gar nicht warten, denn jeden Tag wurde ich reich beschenkt von euch.
Ich wünsche euch ein schönes Weihnachtsfest mit Liebe für eure Familie und Freunde und für euch selbst. 
Vielleicht treffen wir uns nächstes Jahr an dieser Stelle wieder, aber hoffentlich viel eher werden wir uns direkt in die Augen schauen.


Samstag, 23. Dezember 2017

23.DEZEMBER: Weihnachtsgeschichte



Die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium  
Bibel in gerechter Sprache

In jenen Tagen aber erließ Kaiser Augustus den Befehl, dass sich der ganze Weltkreis registrieren lassen sollte. Diese Eintragung war die erste und sie geschah, als Quirinius Statthalter in Syrien war.
Alle machten sich in ihre Heimatstadt auf, um sich eintragen zu lassen.
Auch Josef ging aus Nazaret in Galiläa hinauf nach Betlehem in Judäa, in die Stadt Davids, weil er aus dem Haus und dem Geschlecht Davids war, um sich mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen. Sie war schwanger, und als sie dort waren, erfüllte sich die Zeit ihrer Schwangerschaft, so dass sie gebären sollte.
Und sie gebar ihren ersten Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe. Denn sie hatten keine Unterkunft. In jener Gegend gab es auch Hirten und Hirtinnen, die draußen lebten und über ihre Herde in der Nacht wachten. Da trat ein Engel der Lebendigen zu ihnen und der Feuerglanz der Lebendigen umhüllte sie. Sie aber fürchteten sich sehr.
Der Engel sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Denn seht, ich verkünde euch große Freude, die das ganze Volk betreffen wird: Heute ist ein Retter für euch geboren worden, der Gesalbte der Lebendigen, hier in der Stadt Davids. Und dies sei das Erkennungszeichen für euch: Ihr werdet ein Neugeborenes finden, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe."
Plötzlich erschien zusammen mit dem Engel eine große Schar des himmlischen Chores. Sie priesen Gott mit den Worten: "Glanz in den Höhen bei Gott! Und Friede auf der Erde bei den Menschen,
an denen Gott Freude hat!"
Als die Engel in den Himmeln verschwunden waren, sagten die Hirten und Hirtinnen zueinander: "Kommt, gehen wir bis Betlehem und sehen uns an, was da geschehen ist und was die Lebendige uns hat wissen lassen." Sie eilten davon und fanden Maria und Josef und das Kleine, das in einer Futterkrippe lag. Und als sie es sahen, teilten sie alles mit, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, wunderten sich darüber, was die Hirten und Hirtinnen zu ihnen sagten.
Maria aber bewahrte alle Worte und erwog sie in ihrem Herzen.
Die Hirtinnen und Hirten kehrten zurück, sie rühmten und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, genau wie es zu ihnen gesagt worden war.

Freitag, 22. Dezember 2017

22. DEZEMBER: Hoffnung



Das Märchen von der traurigen Traurigkeit

Es war eine kleine alte Frau, die bei der zusammengekauerten Gestalt am Straßenrand stehen blieb. Das heißt, die Gestalt war eher körperlos, erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.
"Wer bist du?" fragte die kleine Frau neugierig und bückte sich ein wenig hinunter. Zwei lichtlose Augen blickten müde auf. "Ich ... ich bin die Traurigkeit", flüsterte eine Stimme so leise, dass die kleine Frau Mühe hatte, sie zu verstehen.
"Ach, die Traurigkeit", rief sie erfreut aus, fast als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.
"Kennst du mich denn", fragte die Traurigkeit misstrauisch.
"Natürlich kenne ich dich", antwortete die alte Frau, "immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."
"Ja, aber ..." argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du nicht vor mir, hast du denn keine Angst?"
"Oh, warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst und dich so nicht vertreiben lässt. Aber, was ich dich fragen will, du siehst - verzeih diese absurde Feststellung - du siehst so traurig aus?"
"Ich ... ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.
Die kleine alte Frau setzte sich jetzt auch an den Straßenrand. "So, traurig bist du", wiederholte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Magst du mir erzählen, warum du so bekümmert bist?"
Die Traurigkeit seufzte tief auf. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie vergebens versucht und ...
"Ach, weißt du", begann sie zögernd und tief verwundert, "es ist so, dass mich offensichtlich niemand mag. Es ist meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und eine Zeitlang bei ihnen zu verweilen. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber fast alle reagieren so, als wäre ich die Pest. Sie haben so viele Mechanismen für sich entwickelt, meine Anwesenheit zu leugnen."
"Da hast du sicher Recht", warf die alte Frau ein. "Aber erzähle mir ein wenig davon."
Die Traurigkeit fuhr fort: "Sie haben Sätze erfunden, an deren Schutzschild ich abprallen soll.
Sie sagen "Papperlapapp - das Leben ist heiter", und ihr falsches Lachen macht ihnen Magengeschwüre und Atemnot.
Sie sagen "Gelobt sei, was hart macht", und dann haben sie Herzschmerzen.
Sie sagen "Man muss sich nur zusammenreißen" und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken.
Sie sagen "Weinen ist nur für Schwächlinge", und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.
Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht spüren müssen."
"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir oft in meinem Leben begegnet. Aber eigentlich willst du ihnen ja mit deiner Anwesenheit helfen, nicht wahr?"
Die Traurigkeit kroch noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Ja, das will ich", sagte sie schlicht, "aber helfen kann ich nur, wenn die Menschen mich zulassen. Weißt du, indem ich versuche, ihnen ein Stück Raum zu schaffen zwischen sich und der Welt, eine Spanne Zeit, um sich selbst zu begegnen, will ich ihnen ein Nest bauen, in das sie sich fallen lassen können, um ihre Wunden zu pflegen.
Wer traurig ist, ist ganz dünnhäutig und damit nahe bei sich.
Diese Begegnung kann sehr schmerzvoll sein, weil manches Leid durch die Erinnerung wieder aufbricht wie eine schlecht verheilte Wunde. Aber nur, wer den Schmerz zulässt, wer erlebtes Leid betrauern kann, wer das Kind in sich aufspürt und all die verschluckten Tränen leerweinen lässt, wer sich Mitleid für die inneren Verletzungen zugesteht, der, verstehst du, nur der hat die Chance, dass seine Wunden wirklich heilen.
Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über die groben Narben. Oder verhärten sich mit einem Panzer aus Bitterkeit."
Jetzt schwieg die Traurigkeit, und ihr Weinen war tief und verzweifelt.
Die kleine alte Frau nahm die zusammengekauerte Gestalt tröstend in den Arm. "Wie weich und sanft sie sich anfühlt", dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Ich weiß, dass dich viele Menschen ablehnen und verleugnen. Aber ich weiß auch, dass schon einige bereit sind für dich. Und glaube mir, es werden immer mehr, die begreifen, dass du ihnen Befreiung ermöglichst aus ihren inneren Gefängnissen. Von nun an werde ich dich begleiten, damit die Mutlosigkeit keine Macht gewinnt."
Die Traurigkeit hatte aufgehört zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete verwundert ihre Gefährtin.
"Aber jetzt sage mir, wer bist du eigentlich?"
"Ich", antwortete die kleine alte Frau und lächelte still. "Ich bin die Hoffnung!"
© Inge Wuthe

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Mittwoch, 20. Dezember 2017

20. DEZEMBER: Frieden


Da ist er also, der Advent, in vollem Gange, fast fertig. Ja, ich weiß – Lebkuchen und Spekulatius warten schon seit Monaten vertrocknend darauf, endlich gekauft zu werden, die Weihnachtsmärkte werden seit 10 Wochen (mindestens!) aufgebaut und überhaupt – man hätte schon merken können, dass er kommt, der Advent.
Hab ich aber nicht. Der November und auch der Dezembere waren zu voll dieses Jahr – zu voll mit Veranstaltungen, Terminen und Aufgaben. Und dazu war der November auch kein richtiger, mit seinen Schreckensmeldungen und den dazu so gar nicht passenden Sonnentagen. Eigentlich die stringente Fortführung dieses Jahres. Ich finde, der Dezember mit seinem Advent hätte noch ein paar Tage warten können. Der Welt noch ein bisschen Zeit geben zum sich Beruhigen, statt täglich neue Kriegsverbrechen, Anschläge und Menschenhass zu verkünden. Da passt Weihnachten gerade so wenig wie Eis am Stiel.
Und irgendwie passt es halt ja doch wieder. Hilflose Kinder, die versuchen, die Welt wachzurütteln, Junge und Alte, die keine Heimat finden, Unglauben, Wut und Ratlosigkeit angesichts dessen, zu was Menschen fähig sind. Dahinein wird Gott Mensch, vor 2000 Jahren wie heute und gibt damit das Versprechen, da zu sein.
Mein Kopf kann das alles wunderbar zusammenbringen. Aber entgegen alles Denkens wünsche ich mir einfach nur, dass wenigstens an Weihnachten die Welt kurz still steht. Dass Gott nicht nur da ist, sondern einfach mal Frieden macht. Auszeit. Und sich alle, überall, in diesen Frieden verlieben. Utopisch. Ich weiß. Trotzdem.
Wenn die Hoffnung auf diesen Frieden sich nicht zur riesigen Sehnsucht auswächst, was bleibt dann?

SimoneMüller, https://dreifachglauben.de/advent2016/haltewunsch/

Dienstag, 19. Dezember 2017

19. DEZEMBER: Veränderung


Wo eine kleine Handlung
sich mit einer anderen kleinen Handlung verbindet,
wo ängstliche Lippen doch ein Wort riskieren,
wo der kleine Sprung in den Mut gewagt wird,
wo der vorsichtige Einsatz gewählt
und der Gleichgültigkeit nicht nachgegeben wird,
wo das Herzklopfen uns nicht abhält,
das zu tun, was wir als richtig erkannt haben,
wo wir von Zynismus und Ironie umgeben
nicht selbst gefühllos werden,
da ist Veränderung noch möglich.
Oft ist das Kleine das Große,
und das Unscheinbare verändert das Auffällige.
Manchmal ist das, was wichtig genannt wird,
nicht so entscheidend.
Da sitzt jemand ganz still
und verändert die Welt.
Da rast einer umher
und trägt dazu bei,
dass alles so bleibt, wie es ist.
Die Treue zur Hoffnung ist nicht sichtbar,
sogar die Hoffnung selbst ist oft nicht sichtbar,
weil sie so unscheinbar ist.
Und doch wird die ganze Welt
von den Hoffenden getragen. 
Ulrich Schaffer