Freitag, 1. Dezember 2017

1. DEZEMBER: Gewissensbisse

Ich steige gleich mal mit etwas ein, was weh tut. Weihnachtsgeschenke, Konsumgier, Geld, Hektik, schlechtes Gewissen und was mir sonst noch so in den Kopf schießt. Fast jeder von uns ist jetzt damit beschäftigt, irgend etwas Materielles für die Liebsten zu besorgen. Freude soll es machen, gut soll es aussehen, praktisch sein und Wünsche erfüllen. Ich grüble auch schon eine Weile. Und wie herbeischaffen, wenn die Zeit zum selber basteln und einkaufen fehlt? Die Hälfte aller Deutschen kauft bei einem allerorts bekannten Versandhandel ein. Man bekommt seine Geschenke schnell und pünktlich. Sogar am Heiligen Abend muss der Postbote liefern (Hoffentlich in diesem Jahr nicht, denn Heilig Abend fällt auf einen Sonntag). Dieses Unternehmen hat einen jährlichen Umsatz von rund 100 Milliarden Euro. Wie machen die das? Sie schinden ihre Mitarbeiter mit Zeitdruck, Kontrolle und Sanktionen wenn die Ware nicht in einem bestimmten Zeitraum im Lager gefunden wurde. Die sogenannten Picker  rennen durch die Lager und müssen immer wieder neu eintreffende Bestellungen bearbeiten. Andere Unternehmen erwirtschaften mit 8 Mitarbeitern 1 Millionen Euro, dieser Online-Versand stellt nur eine Person ein, um 1 Millionen Euro zu erwirtschaften. Ein wahnsinniger Druck für den einzelnen Mitarbeiter, besonders wenn wir als Prime-Kunde bestellen oder eine Daily-Bestellung aufgeben. Und der Verdienst ist nicht so hoch, dass sich diese Arbeitsbedingungen rechtfertigen würden. Hinzu kommt, dass für die vielen Bestellungen unendlich viele Lieferanten durch unser Land fahren und Berge von Paketen zustellen müssen. Für die Umwelt ist das nicht so förderlich und letztlich schaden wir uns nur selbst damit.
Nun will ich hier keine Gewerkschaft oder Umweltgruppe gründen, aber ich möchte mich selbst daran erinnern, so wenig wie möglich online zu kaufen. Der Buchladen um die Ecke, das Haushaltwarengeschäft in der Querstraße und auch der kleine Musikladen fünf Häuser weiter, freuen sich über meinen Besuch und über mein Geld. Ich kann persönlich mit den Verkäufern sprechen, mir etwas empfehlen lassen, was es nicht überall gibt. Wenn ich etwas zurück bringen möchte, weil ich mit dem Geschenk daneben gegriffen habe, kann ich dies mit einem Spaziergang verbinden. Und vielleicht schaffe ich es in diesem Jahr wieder, für jeden meiner Liebsten wenigstens ein Geschenk selbst zu basteln. Vielleicht nützt dieses Kauf- und Schenkverhalten den Mitarbeitern im online-Versand nichts, aber wenigsten habe ich diesem Unternehmen nicht mein Geld gegeben. Ich weiß, auch ich werde es wieder nicht zu 100% schaffen, aber ich möchte es reduzieren und bewusster entscheiden, ob ich den Klick mache oder lieber in den nächsten Laden schlendere.
Viel Spaß beim schenken!

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