Ich wurde verletzt, manchmal sehr verletzt, als Kind, als Jugendliche, als Frau, als Freundin, als Kollegin, als Christin und Ehrenamtliche. Oft konnte ich schnell darüber hinwegsehen, war wenig oder gar nicht nachtragend. Aber es gab und gibt auch Verletzungen, bei denen Worte, Taten und auch Nichtstun tief in mein Herz drangen. Sie haben dort Risse hinterlassen, Narben sind entstanden, mitunter habe ich ein Stück Vertrauen verloren und manchmal drohte sogar Verbitterung in meinem Inneren. Wohin mit solch quälenden Gefühlen? Was tun wenn ich auf jemanden oder etwas so sauer bin, dass ein Vorwärtsdenken kaum noch möglich scheint? Wie weiter wenn die Lebensqualität von Groll niedergedrückt wird, wenn Entspannung und Achtsamkeit nicht mehr möglich sind und ich mich zu verbeisen drohe?
Geahnt habe ich es lange und bestimmt auch oft praktiziert, aber die tatsächliche und bewusste Erleuchtung kam mir auf einer Zugfahrt, auf der mich ein Heft begleitete mit dem Titel "Vergeben und vergessen - wenn es nur so einfach wäre! Anregungen für eine komplexe Aufgabe."
Shit, eine "Aufgabe"! Ich muss es also wieder selbst in die Hand nehmen. Darauf hatte ich diesmal wirklich keine Lust. Schon wieder Eigenverantwortung, schon wieder würde sich das Ganze nicht von selbst erledigen, geschweige denn der oder die auf mich zukommen und um Verzeihung bitten. Nein, die Botschaft war jetzt glasklar, wenn ich weiter die Verletzungen und Enttäuschungen in meinem Inneren ihr Unwesen treiben lasse, schade ich nur mir selbst. MEINE Psyche und MEIN Wohlbefinden leiden, ICH bin angespannt und frustriert. Ich bin gefangen. Zwecklos, nichts wird sich ändern, solange ICH nichts ändere. Solange ich nicht vergeben kann, werde ich mich damit quälen. VERGEBUNG ist ein Akt der Selbstliebe, der Befreiung, steht in diesem Heft. Ich tue MIR damit etwas Gutes. Ich muss nicht mehr die Last der Enttäuschung
und Verletzung mit mir herum schleppen wenn ich vergeben kann. So wird mein Blick wieder frei
für das was vor mir liegt. Der Gedanke gefällt mir, so manchen Groll abzulegen, mich zu befreien. Wäre doch schön, etwas leichter durchs Leben gehen zu können. Ich will es versuchen.
Wenn ich vergebe, beschenke ich mich in erster Linie selbst und mir selbst ein Geschenk zu machen, passt doch ganz gut in die Adventszeit. Also will ich mich auf den schwierigen Weg machen, Vergebung üben und mir damit selbst etwas Gutes tun. Ich ahne, es wird beschwerlich, aber vielleicht kann ich bis Weihnachten dieses Geschenk der Selbstliebe auspacken.
Kleiner Nebensatz: Man muss sich nicht unbedingt versöhnen um zu vergeben.
Kleiner Nebensatz: Man muss sich nicht unbedingt versöhnen um zu vergeben.
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