Montag, 4. Dezember 2017

4. DEZEMBER: Freude



"Der Mensch ist für die Freude geschaffen und 

die Freude ist für den Menschen."

Genial dieses Wort, es klingt so einfach und ist doch so schwierig umzusetzen. Manchmal frage ich mich, ob es mir und uns viel leichter fällt, uns über etwas zu ärgern, als uns über etwas zu freuen. Ich meine damit die Zeit die verstreicht, bis wir uns ärgern oder freuen. Geht es schneller, dass wir uns ärgern? Braucht es länger, bis wir uns freuen? Oder ärgern wir uns schneller über jede Kleinigkeit und fällt es uns schwerer, uns über Kleinigkeiten zu freuen?
Ich habe noch nicht die Zeit gestoppt, geht wahrscheinlich auch gar nicht, weil Ärger und Freude so oft ganz unbewusst in uns aufsteigen und wir weder Start- noch Endpunkt bemerken. Ich habe auch noch nicht gemessen, über was ich mich besonders schnell ärgere und wie groß eine "Sache" sein muss, damit ich mich freue. Plötzlich stecke ich drin im Ärger oder in der Freude. Und wenn ich meine pubertierende Tochter morgens nach dem Aufstehen vor mir sitzen sehe, spüre ich auch, wie nahe Ärger und Freude beieinander leben. Eben noch murrend ins Bad geschlürft und plötzlich mit einem Lächeln und Schwung in der Küche, wie ich es morgens im Alltag wohl nie hinbekommen werde (Sorry, ich bin ein absoluter Morgenmuffel). Am Abend oft das gleiche Spiel. "Lass mich doch einfach in Ruhe!" mault es mich an und die Tür fliegt mit einem Krach zu. Ein paar Augenblicke später ein sanftes Anschleichen, freundliches Lächeln, himmelhochjauchzendes "Ich könnte die ganze Welt umarmen". Dann wieder diese wundervollen Momente, in denen sie sich einfach so freuen kann. Zum Beispiel jetzt in der Adventszeit bastelt und werkelt sie an den Geschenken und ist voller Vorfreude auf die Gesichter der beschenkten. Sie genießt es, mit ihrem Papa zusammen die Dinge fertig zu stellen und auch er hat eine wahre Freude daran.
Auch wenn das vielleicht die Extreme der Pubertät sind, so lehrt es mich, dass das eine schwer ohne das andere auszukommen scheint. Eben war meine Tochter noch über etwas verärgert, wovon sie wahrscheinlich selbst kaum sagen kann, was es war, und im nächsten Augenblick eine genauso überraschende Freude. Auch bei mir, eben habe ich mich noch geärgert, dass die schlechte Laune im Haus tobt und plötzlich freue ich mich riesig, dass es wieder friedlich geworden ist. Vielleicht hätte ich mich gar nicht so sehr über die gute Laune gefreut, wenn vorher nicht die schlechte Laune da gewesen wäre. Ich hätte die friedvolle Stimmung vielleicht als selbstverständlich hingenommen.
Ich möchte mir bewusster machen, dass mein Leben und das meiner Familie, Freunde, Kollegen, Mitmenschen von beidem geprägt wird, Freude und Ärger. Dass beides seinen Raum und auch seine Aufmerksamkeit braucht.  Aber ich möchte auch immer und immer wieder die kleinen Freuden des Alltags nicht als selbstverständlich hinnehmen. Und es soll nicht immer Ärger brauchen, damit ich Freude verspüre. Ich möchte mich einfach so freuen. Ich möchte Freude an den kleinen und großen Dingen des Alltags und des Lebens ganz bewusst erleben und empfinden, drauf schauen, mich freuen und nicht immer alles als selbstverständlich hinnehmen. Aber auch der Ärger darf sein und es wird mich freuen, wenn er wieder von dannen zieht.
 Foto: www.pixabay.com 

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